Rezensionen - Diesen Kuss der ganzen Welt

floros 2Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Constantin Floros, international führender Musikwissenschaftler und Komponist, Thessaloniki/Athen/Wien/Tokio/Hamburg, 2008 flagge deutschland 30x50 flagge griechenland 30x47

Forschungsdiskussion über Beethoven durch interdisziplinären Ansatz, originelle Fragestellungen,
aufgestellte Thesen und geistreiche Hypothesen neu entfacht:
„Dieses Buch sollte in der Bibliothek jedes Beethoven-Freundes und jedes gebildeten Menschen stehen.

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... Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs atmete die Menschheit auf, und viele meinten einer friedvollen Zukunft entgegensehen zu können. Spätestens seit dem 11. September 2001 erwies sich diese Hoffnung als trügerisch. Schwere Krisen erschüttern heute nicht nur ungezählte Menschen, sondern auch ganze Nationen und größere Regionen der Welt.

In dreißigjähriger Arbeit entwickelte Erika Schuchardt ein Komplementär-Modell zur Bewältigung von Lebenskrisen für die Person und für die Gesellschaft in acht Spiralphasen, dazu hat sie die Lebensschicksale gefährdeter Menschen intensiv verfolgt, Tausende von Auto-/Biographien und Lebensberichten ausgewertet und anschaulich aufgezeigt, wie die Betroffenen ihre Krise - schwere Krankheit, Verlust, Trennung, - bewältigten. Die Ergebnisse ihrer Forschungen aus weltweit 6000 Auto-/Biographien und rund 50 Bildungs-Pilotprojekten führen zu Einsichten, die uns hoffnungsvoll stimmen. Denn sie macht deutlich, dass das Leid der von einer Krise betroffenen Menschen auch eine Herausforderung für die Gesellschaft, für die noch nicht Betroffenen ist.

Ausgehend von einem Zeichen der chinesisch/japanischen Kalligraphie, das doppeldeutig ist und sowohl ‚Chance' als auch ‚Gefahr' bedeutet, und unter Berücksichtigung der Auffassungen von Jill Purce (1988), wonach die Spirale ein Symbol der Seelenreise ist, entwickelt Erika Schuchardt ein Komplementär-Modell für die Bewältigung von Lebenskrisen in acht Spiralphasen.

Das vorliegende Beethoven-Buch ist Dokumentation und Interpretation ineins. Es beeindruckt durch seine Material- und Gedankenfülle sowie durch seinen interdisziplinären Ansatz. Erika Schuchardt begnügt sich nicht mit psychologischen, soziologischen und religiösen Erörterungen, sondern bezieht auch die bildnerische und die verbale Rezeptionsgeschichte in ihre Überlegungen ein. In mehreren Schritten sucht sie den Lebens- und Schaffensweg Beethovens vom Heiligenstädter Testament bis zur Neunten Symphonie als einen Sprung aus der Krise zur Kreativität, als Überwindung des Leids und als Bekenntnis zur Humanität zu deuten.

Die originellen Fragestellungen, der methodische Ansatz, das psychologische Einfühlungsvermögen, die aufgestellten Thesen und geistreichen Hypothesen sind neu und deshalb geeignet, die Diskussion um einen der bedeutendsten Menschen und Künstler der Menschheitsgeschichte neu zu entfachen.

Dieses Buch sollte in der Bibliothek jedes Beethoven-Freundes und jedes gebildeten Menschen stehen.

   

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Constantin Floros,
Musikwissenschaftliches Institut der Universität Hamburg
u. a. in Thessaloniki, Athen, Wien, Tokio

Hamburg, September 2008